Predigt gehalten am 15. Mai 1969 Pfarrer Arthur Gaelzer
Predigt über Tobias 5.23:
“So zieth nun hin; Gott sei mit euch auf dem Wege und seine Engel geleiten euch!”
Liebe Angehörigen Schunemann! Liebe Gemeinde!
Wir gedenken heute der 100 jährigen Ankunft der Stammväter Schünemanns, die zahlreich sind, und zum grössten Teil hier in diesem Gottesdienst zugegen sind. Es war gewiss nicht leicht für Eure Urgrosseltern und Eltern, als sie sowohl in Paraiso do Sul wie hier in Cadeado ankamen und anfingen. Der Abschied in der alten Heimat war sehr schwer; schmerzlich und leidvoll. Denn in der Regel war solch ein Abschied, ein Abschied für immer auf dieser Erde. Wenn nicht ein starker Glaube und ein grosses Gottvertrauen ihnen Trost und Kraft gegeben hätte, so hätten sie nicht überwinden und überstehen können. Ihr Glaube hat sie erfahren lassen, dass der Allmächtige Gott sie wie ein getreuer Hirt über steile Höhen und dunkle Täler geleitet und in manchen Gefahren behütet hat. Ihr Glaube, ihr Gottvertrauen war es, was sie hat Überwinden lassen. Sie hatten es schwer, sehr schwer im Verhältnis zur heutigen Lage. Und dann hat Gott es so gefügt, dass sie hier eine Heimat gefunden haben. Sie mussten sich ja völlig umgewöhnen.
Stellen wir uns einmal vor; sie kamen aus einem hochkultivierten Land, hatten verhältnismässig leichtes Arbeiten. Sie konnten am geistes und Kulturleben teilnehmen, hatten gute Schulbildung durchgemacht, beteiligten sich am Gesang, hatten sonntäglich Gottesdienst. Und hier fanden sie von alldem nichts, auch garnichts vor. Die Zukumft lag dunkel vor ihnen; was sollte nur werden ohne geistigen Beistand. Mit Schmerz denken wir an manches zurück. Da sind es gerade die uns so viel zu sagen haben. Sie haben euch und uns allen ein grosses Erbe hinterlassen in ihrem Glauben und ihrer Eigenart, Sitten, Gebrauchen, Sprache und Kultur. Gott hat sie geführt und geleitet. So wie Gott einst zu Abraham gesprochen hatte: "Gehe aus deinem Vaterland und von deiner Freundschaft, in ein Land, das ich dir zeigen will", so hat Er auch zu euren Voreltern gesprochen. Sie gingen. Und ihr Nachfahren gedenkt heute eurer unvergesslichen Eltern, Gross und Urgrosseltern. Es war ihnen sehr schwer ums Herz, aber es gab kein Zurück, nur ein Vorwärts. Gott wollte es so! Das müssen auch wir erkennen "Gott will es so". Und damit können auch wir alle Schwierigkeiten Überwinden.
Gott hat es so geführt, dass eure Vorfahren eine neue Heimat fanden, zuerst in Paraiso, später in Cadeado. Schwer, sehr schwer hatten sie es im Anfang, sowohl in Paraiso wie in Cadeado. Sie nahmen es ernst mit ihrem Christentum. Deshalb ist es auch zur Gründung christlicher Gemeinden gekommen. Eure Vorfahren wie wir alle wissen, bezw. wussten, es viel zu gut, dass wir hier keine bleibende Stadt haben, sondern die zukünftige suchen wir. Die Zeit ist über alles hiewegegangen. Mit der alten zuende gegangenen Zeit, ist eine neue Zeit angebrochen. Aber wir tun gut, wenn wir Rückschau halten auf das, was gewesen ist, aus der Vergangenheit lernen für die Zukunft. Für uns alle ist ja jeder Tag im Grunde ein grosses Wagnis. Wir wissen nicht, was der nächste Tag uns bringen wird. Jeder neue Tag führt uns in unbekanntes Neuland. Wir sind Wanderer zwischen zwei Welten.
Wir ziehen unsere Lebensstrasse, und da ist es gut, wenn uns die Tobiasworte zugerufen werden: "So ziehet hin, Gott sei mit euch auf dem Wege, und sein Engel geleite uns". Wir können nur dann einen Segen haben auf unserer Lebensstrasse, wenn wir uns von Gott behütet wissen, und wenn Gott mit uns auf dem Wege bleibt. Wir fragen oft, was es noch werden soll, wohin die Menschheit steuert. Es gibt aber so etwas wie ein Ruf Gottes an die Menschheit, dass Er jeden fragt, Mensch, wo bist du? Aber hört die Menschheit auch auf den Ruf Gottes? Manche meinen einen solchen Ruf gäbe es nicht. Und doch klingt Gottes Ruf genau so wie einst im Garten Eden: "Adam, bist du? Dieser Ruf ist an den ersten Menschen Adam gegangen, weil er nicht da war, wo er sein sollte, nicht da, wo Gott ihn haben wollte. Er war auf verlorenen Wegen gewandelt, wo Gottes Majestät und Herrschaft ihm unerträglich wurde. Er wollte Gott weder sehen noch hören, und verbarg sich im Dickicht der Bäume wie ein Verbrecher, der dem Arm des Gesetzes entrinnen möchte.
Gerade hier hören wir zum Erstenmal diese seltsame,fast unglaubliche Botschaft, dass Gott aus geht, um einen verlorenen Menschen, der sich aufgegeben hat, zu suchen, und ihn mit den Worten: Wo bist du?" aus seinem Versteck herausholen will. Jesus ist in unser Fleisch und Blut eingegangen; hat uns mit seinem Sterben und Auferstehen errettet. Ist nach vollbrachten Erlösungswerk dahin zurückgekehrt, von wo Er gekommen war, und ist nun bei uns alle Tage unseres Lebens. Und wenn wir Ihm auch davon laufen wollen, Er ist auf der Suche nach uns.
Wo bis du? deshalb fliehst du vor wir? Ich meine es nur gut mit dir. So ist es; Gott meint es nur gut mit uns, und sucht uns. Das merken wir auf Schritt und Trit. Das sehen wir aus der Hl. Schrift. Ja, Gott sucht die verlorene Menschheit in ihrem Versteck der Sünde. Er sucht dich und sucht mich.
Die grosse Weltumspannende und weltumwandelnde Botschaft tritt uns schon auf den ersten Seiten der von vielen so verachteten und bekämpften Bibel entgegen. Gott ruft und sucht die verlorene Menschheit in ihrem Versteck. Er sucht dich und sucht mich. Lassen wir uns doch von ihm finden. Lasset euch rufen und finden, heute, an diesem denkwürdigen Tage Eurer Vorfahren; in Dankbarkeit beugt Euch unter Gottes Ruf. Haltet die Vorfahren in Ehren, ahmt ihr gutes Beispiel nach, dann ist der Segen Gottes mit euch, und ihr werdet zum Segen eurer Nachkommen.- Amen.
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